Wahrnehmung ist der Prozess, durch den Lebewesen Informationen aus ihrer Umwelt via ihrer Sinne (Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Tasten) aufnehmen, verarbeiten sowie interpretieren und zu einem subjektiven Ergebnis führen. Wahrnehmung ist dabei mehr als nur das bloße Registrieren von Sinneseindrücken – sie umfasst auch die Organisation, Bewertung und Interpretation dieser Reize, basierend auf bereits gemachten Erfahrungen, aktuellen Erwartungen und dem Kontext, in dem die Reize auftreten.
Inhalte und die Qualitäten einer Wahrnehmung können manchmal (jedoch nicht immer) durch gezielte Steuerung der Aufmerksamkeit sowie durch Wahrnehmungsstrategien modifiziert werden – dies geschieht via bewusstem Filtern von Sinneseindrücken und Zusammenführen von Teilinformationen zu einem subjektiv sinnvollen Gesamteindruck. Die Gesamtheit aller Vorgänge der Sinneswahrnehmungen wird als Sensorik bezeichnet.
Für Grafik-Design ist das Verständnis dieser Vorgänge elementar, geht es doch darum, visuell eingängige Motive zu schaffen und solcherart Informationen für den Betrachter vorzuordnen. Ein grundlegendes Wissen in Sachen Wahrnehmung ist somit unerlässlich.
Die Wahrnehmungskette
Die Wahrnehmungskette besteht aus sechs Gliedern, die jeweils ihr Folgeglied beeinflussen und in genau dieser Reihenfolge bei jedem Wahrnehmungsprozess beteiligt sind. Sie ist in sich geschlossen, daher das sechste Glied beeinflusst wiederum das erste Glied der Kette und so fort.
Ein Objekt in der Außenwelt erzeugt einen Reiz, der dann von den Sinneszellen via Transformation in einen körperlichen Impuls umgewandelt wird. Dieser Impuls wird als nächstes in den Sinneszellen, aber auch bereits im Gehirn verarbeitet. Verarbeitete Reize gelangen sodann in unserem Gehirn in die bewusste Wahrnehmung. Kombinieren, Assoziieren, Zuordnen und Wiedererkennen führen zum Verständnis des Wahrgenommenen, was die Grundlage für die Reaktion auf den Reiz bildet. Diese Reaktion ist dann eine Handlung, die auch darin bestehen kann, den Wahrnehmungsprozess neu zu starten, um die Einschätzung des Reizes zu schärfen.
Wahrnehmung im Grafik-Design
Das Wissen um die Mechanismen der Wahrnehmung ist im Grafik-Design entscheidend dafür, wie erfolgreich die visuelle Kommunikation funktioniert. Durch die geschickte Anwendung von Gestaltprinzipien, Farben, Typografie sowie visueller Hierarchien können Gestalter das Verhalten, die Emotionen und das Verständnis des Betrachters beeinflussen. Gutes Design spricht nicht nur visuell an, sondern nutzt auch psychologische Mechanismen, um eine klare und einprägsame Botschaft zu vermitteln.
Gelerntes Sehen
Grafik-Design greift gezielt auf gelerntes Sehen zurück, um die zu vermittelnde Botschaft so schnell und einfach wie möglich an ihr Ziel zu bringen. Gelerntes Sehen setzt dabei per Definition auf die bewusste Wiedererkennung von bereits gelernten Parametern, um dem Betrachter Orientierung und Verständnis zu erleichtern.
Visuell ansprechend
Gute Gestaltung ist visuell ansprechend, es zieht daher die Gestaltung alleine bereits den Fokus des Betrachters auf sich, noch abseits der Inhalte. Visuell ansprechend bedeutet daher, dass die Aufmerksamkeit des Betrachters durch die optische Darlegung an sich erregt wird.
Psychologisch folgerichtig
Gute Gestaltung ist psychologisch folgerichtig angelegt, es werden daher die Inhalte auf nachvollziehbare Weise dargelegt. Im Idealfall korrespondieren die intendierte und die wahrgenommene Botschaft miteinander. Auch hier wird auf gelernte Parameter zurückgegriffen, um die Botschaft so klar wie möglich zu halten.
Fazit
Wahrnehmung im Grafik-Design bezieht sich auf die Art und Weise, wie Betrachter visuelle Informationen interpretieren und verarbeiten. Grafik-Design nutzt dabei gezielt visuelle Reize, um bestimmte Reaktionen, Emotionen und Botschaften zu vermitteln. Ein grundlegendes Verständnis der Wahrnehmungprozesse ist entscheidend, um besser zu verstehen, wie Menschen die Gestaltung wahrnehmen, verstehen und auf sie reagieren.