Multilevel-Marketing (MLM), auch als Netzwerk-Marketing oder Strukturvertrieb bekannt, ist als Geschäftsmodell eine Sonderform des Direktvertriebs. Beim Multilevel-Marketing agieren Kunden einerseits als Verkäufer eines Produkts oder einer Dienstleistung, andererseits versuchen sie selbst, weitere (eigene) Vertriebspartner zu rekrutieren. Sie verdienen daher dabei nicht nur durch ihre eigenen Verkäufe, sondern auch durch Provisionen aus den Verkäufen der von ihnen rekrutierten Kontakte. Der Aufbau der Vertriebsstruktur ist somit strikt vertikal, die Hierarchie ähnelt einer Pyramide bzw. einem umgedrehten, weit verzweigten Baum, der ein breit verästeltes Vertriebssystem abbildet. Die Ähnlichkeit zu illegalen Schneeballsystemen kann gegeben sein, hier ist klare Kommunikation notwendig, um das System als tatsächliches Multilevel-Marketing auszuweisen.
Aspekte des Multilevel-Marketings
- Wichtig ist zu betonen, dass im Multilevel-Marketing Kunden zu Vertriebspartnern werden.
- Das Vernetzungsmuster ähnelt dem Verhalten von Benutzern von sozialen Netzwerken im Internet, wie Facebook, XING oder LinkedIn: potenzielle neue Mitglieder werden von bereits bestehenden Mitgliedern eingeladen, der Organisation (entgeltlich) beizutreten.
- Multilevel-Marketing kommt vor allem im Konsumgüterbereich zum Einsatz
Einkommen via Multilevel-Marketing
- Direktverkauf: Vertriebspartner kaufen Produkte vom Unternehmen (oft zu einem vergünstigten Preis) und verkaufen diese dann direkt an Endkunden weiter, meist über persönliche Netzwerke oder Veranstaltungen wie Partys oder zB via Online-Plattformen.
- Rekrutierung: Neben dem Verkauf haben Vertriebspartner die Möglichkeit, neue Partner zu rekrutieren. Diese bilden dann ein sogenanntes „Downline-Team“. Die ursprünglichen Partner, auch „Upline“ genannt, erhalten Provisionen aus den Verkäufen ihres Teams.
- Provisionen: Das Einkommen wird in der Regel durch eine Kombination aus persönlichem Verkauf und den Verkäufen des eigenen Netzwerks erzielt. Die genaue Verteilung der Provisionen wird durch den Vergütungsplan des Unternehmens geregelt.
Abgrenzung zum klassischen Direktvertrieb
- Beim klassischen Direktvertrieb wird vom Unternehmen Eigenpersonal eingesetzt – daher firmeneigene geschulte Außendienst-Mitarbeiter, die direkt an den Kunden verkaufen (unter Ausschaltung von etwaigen Zwischenhändlern). Klassischer Direktvertrieb muss dabei die richtige Balance finden zwischen den dadurch entstehenden höheren Gewinnspannen (da kein Zwischenhändler) und den Personalkosten der Außendienst-Mitarbeiter.
- Im Multilevel-Marketing besteht das Netzwerk aus selbständig und selbstverantwortlich handelnden Laien (Fremdpersonal), die haupt- oder nebenberuflich als Wiederverkäufer bzw. Rekrutierer arbeiten. Sie tragen dabei ein weit höheres wirtschaftliches Risiko, da ihre Entlohnung ausschließlich vom Verkaufs- oder Anwerbungserfolg abhängt (für das Unternehmen entstehen dabei keine Personalkosten).
Unterschied zu Schneeballsystemen
Legales Multilevel-Marketing unterscheidet sich von einem illegalen Schneeballsystem dadurch, dass es hier zum Verkauf realer Produkte oder Dienstleistungen kommt. Im Unterschied dazu gibt es in einem Schneeballsystem hingegen oft keine tatsächlichen Produkte, die Einkünfte stammen ausschließlich aus der Rekrutierung neuer Teilnehmer.
Beispiele für Multilevel-Marketing-Unternehmen
- Amway
- Tupperware
- Herbalife
- Lyoness
Vorteile
- Geringe Einstiegskosten: Der Start als Vertriebspartner benötigt oft nur geringe Anfangsinvestitionen, zB für ein Startup-Paket.
- Flexibilität: Vertriebspartner können ihre Arbeitszeiten frei gestalten und das Geschäft zB auch nebenberuflich als Zweitverdienst betreiben.
- Einkommenspotenzial: Vertriebspartner können für sich zusätzliches passives Einkommen durch die Verkäufe ihres Downline-Teams generieren.
- Unterstützung von Unternehmensseite: Viele Multilevel-Marketing-Unternehmen bieten Schulungen und Unterstützung in Sachen Verkaufstechnik, Kommunikation und Führung an.
Kritik & Risiken
- Hohe Abhängigkeit von Rekrutierungen: Ist gegeben, wenn das Multilevel-Marketing-Modellen den Fokus mehr auf die Rekrutierung neuer Partner als auf dem eigentlichen Produktverkauf legt.
- Einkommensungleichheit: Untersuchungen zeigen, dass oft nur wenige Teilnehmer ein signifikantes Einkommen erzielen, während ein Großteil der Vertriebspartner relativ unbedeutende Gewinne generiert.
- Sozialer Druck: Vertriebspartner setzen häufig persönliche Netzwerke ein, was zu Spannungen innerhalb der sozialen Beziehungen führen kann, wenn Produkte aggressiv beworben werden.
Fazit
Multilevel-Marketing kann eine Möglichkeit darstellen, ein eigenes Geschäft aufzubauen und Einkommen daraus zu erzielen. Wichtig ist dabei aber zu beachten, dass der Erfolg stark von der eigenen Leistung und dem eigenen Netzwerk abhängt. Zudem gilt es (bevor man einsteigt), das Unternehmen und dessen Vergütungsmodell sorgfältig zu prüfen, um sicherzustellen, dass es sich um ein legales und nachhaltiges Geschäftsmodell handelt.