C | Arbeit mit Formaten
Die Herausforderung hier lässt sich ganz simpel formulieren:
Wer einen Grafik-Designer engagiert, muss davon ausgehen können, dass dieser auf jeden Fall eine visuell eingängige Lösung findet, egal, welches Format oder Medium mit Inhalten bespielt werden soll. Das hat Auswirkungen auf das Wesen der Komposition.
Im Arbeitsalltag bekommt der Grafik-Designer tatsächlich ein Paket an Materialien und Informationen plus einem Zielformat, das dann all diese Inhalte in ansprechender Form tragen soll. Hier tritt das Format in direkte Beziehung zur Komposition an sich.
Hier wieder das in diesem Blog bereits erwähnte Beispiel der Fußballspieler: das Zielformat ist das Fußballfeld, die Materialien und Inhalte die einzelnen Spieler; nun ist es am Grafik-Designer, diese Spieler in Position (daher Komposition) zu bringen und ihnen entsprechende Form zu verleihen. Die Headline stürmt, das Mittelfeld stärkt die Position, die Abwehr grenzt das Gestaltete entsprechend ab (Beispiel rechts, grob beispielhaft gesprochen).
Die eigentliche Herausforderung tritt dann in Erscheinung, wenn das Spielfeld per se zu groß (das wäre noch einfach) oder aber zu klein ist; dann ist es am Grafik-Designer, die Anzahl der Spieler gemeinsam mit dem Kunden soweit zu verringern, dass der Aussage kein Abbruch getan wird, die Spieler aber wieder ausreichend Platz am Feld haben. Eine gute Analogie zur Musik wäre hier „Nur soviel Noten wie notwendig“ oder aber auch „So klar und einprägsam wie möglich“.
Inhaltliche Gestaltung
Hier kommt es zu einem Prozess, den man als Content Management bezeichnen könnte: die einzelnen Inhaltselemente werden so oft ausgetauscht und verschoben, bis sich die Aussage ausreichend verdichtet hat. Dann erst kann mit der grafischen Arbeit begonnen werden.
Der Grafik-Designer wird somit auch zum inhaltlichen Gestalter, der in mindestens drei Schritten versucht, ausreichend Platz zu schaffen (im Beispiel rechts eine Steuerberatungskanzlei):
Erstens: Verpacken von möglichst vielen Inhalten in eine Form (zB Wahl einer eingängigen Aussage und einer eingängigen Schriftart, in Zusammenspiel mit einem ebenso eingängigen Schlüsselbild, als erste Zusammenführung von Form und Inhalt). Zweitens: Rücksprache mit dem Kunden in Sachen Reduktion. Drittens: Letztendliches Zusammenführen der finalen Spieler zu einer finalen grafischen Gesamtkomposition (Beispiel der Steuerberatungskanzlei).
Diese Notwendigkeit, auch inhaltlich zu gestalten, setzt voraus, dass sich der Grafik-Designer in die Themen einliest, die er gestaltet. Dies geht meist über die Inhalte hinaus, die konkret zu bearbeiten sind; vielmehr wird ein generelles Verständnis benötigt, das nicht nur den Kunden in seiner Gesamtheit, sondern auch die Branche an sich betrifft. Hier ist das schrittweise Einarbeiten in die Materie unerlässlich. Mit der Zeit verdichtet sich das dann zu einer Art Gesamtbild, das dann auch das Einarbeiten in neue Materie erleichtert.
Jedenfalls ist dieses Entflechten von Form und Inhalt ein komplexer Prozess, der durchaus so arbeitsintensiv sein kann wie das Gestalten an sich; hier besteht auch die Notwendigkeit, dies dem Kunden solcherart zu vermitteln, um den insgesamt notwendigen Arbeitsaufwand letzten Endes auch transparent zu halten. Wie gesagt: Grafik-Design ist mehr als nur ansprechende Form, Grafik-Design ist zB mehr mit der Innenarchitektur vergleichbar, wo inspiriertes und funktionales Denken gleicherart zusammenarbeiten müssen.