Vorweg: Farbmodelle (und in diesem Sinne auch Farbkreise, wie der nach Itten) sind in der Praxis unverzichtbare Instrumentarien, die es ermöglichen, über unterschiedliche Geräte, Anwendungen und Plattformen hinweg übereinstimmende Ergebnisse zu erzielen.
Das ergibt sich aus dem ganz einfachen Grund, dass Kunde und Grafik-Designer über die im Layout verwendeten Farben (auch über verschiedene Geräte hinweg) übereinstimmend kommunizieren können müssen (dass daher zB eine ganz spezifische Logofarbe vor dem Druck von beiden übereinstimmend in ihrer korrekten, unverfälschten Form wahrgenommen und ausgewählt wird). Das macht Farbmodelle in ihrer Essenz unverzichtbar.
Der Farbkreis nach Itten ist der auf Kunsthochschulen am häufigsten gelehrte Farbkreis, trotz der bestehenden Kritik daran. Deshalb wird dieses Farbmodell auch in diesem Blog erläutert.
Farbkreis nach Itten in Funktion
Johannes Itten war schweizer Maler und Kunsttheoretiker, dessen Hauptwerk Die Kunst der Farbe den dadurch bekannten Farbkreis zum Inhalt hatte und damit einen wichtigen Beitrag zu Wesen und Wirkung von Farben leistete.
Itten teilt die Farben ein in Primärfarben P (daher die Grundfarben Gelb, Rot und Blau), Sekundärfarben S (daher die sich aus der Mischung ergebenden Farben Orange, Grün und Violett) sowie Tertiärfarben T (durch Mischung von Primär- und Sekundärfarben).
Zum besseren Verständnis empfiehlt sich ein Blick auf das Beispiel einer Farbmischung rechts: zwei Primärfarben (Blau und Rot) ergeben eine Sekundärfarbe (Violett), diese Sekundärfarbe (Violett) gemischt mit einer der beiden Primärfarben (Rot) ergibt eine Tertiärfarbe (Violettrot).
Komplementärfarben
Komplementärfarben (oder auch „Gegenfarben“) liegen sich im Farbkreis genau gegenüber (zB Violett zu Gelb, Orange zu Blau). Eine der Besonderheiten von Komplementärfarben besteht darin, dass sie sich beim Zusammenmischen gegenseitig auslöschen, es entsteht ein neutrales Grau-Schwarz. Schwarz und Grau bezeichnet Itten als Nichtfarben, darum auch nicht Teil des Farbkreises.
Das Gegenüberliegen im Farbkreis bedingt dann auch die Tatsache, dass bei Farbpaaren dem Partner eine Farbe fehlt, die der andere hat (zB Orange beinhaltet kein Blau etc).
In der Farbkomposition zeichnen sich Komplementärfarben durch ihre maximale Kontrastfähigkeit aus, die sie bei Bedarf zB zu Zugpferden einer dynamischen Unternehmensidentität machen.
Analoge Farben
Kritik an Itten
Kritisiert wird bei Itten die Verwendung von Rot und Blau als Primärfarben, die bei anderen Farbmodellen (zB dem Farbmodell nach Küppers) Sekundärfarben sind; dennoch ist der Farbkreis nach Itten ein wichtiger Beitrag zur Farbtheorie und wird daher auch zur Erläuterung einzelner Farben (siehe auch weitere Blogbeiträge) herangezogen. Mehr zu seinen Farbkontrasten im Kapitel Farbkontraste.