Der Ausdruck Form follows Function („Die Form folgt der Funktion“) ist ein Leitsatz insbesondere aus der Architektur und dem Produktdesign. Das Aussehen (dh die äußere Form) von Gestaltetem soll sich dabei aus seiner Funktion bzw. seinem Zweck ableiten; im Gegenzug kann man nach Abschluss der Formgebung aus der Form alleine auf dessen Funktion bzw. Zweck rückschließen (Beispiel menschliche Hand).
Der Grundsatz Form follows Function ist direkt mit der bereits erläuterten Notwendigkeit der Reduktion verbunden bzw. direkt mit ihr verzahnt: erst wenn kein Inhaltselement mehr weggelassen werden kann, erreicht Grafik-Design seine maximale Tragkraft und Kapazität – erst wenn die Funktion in vollem Umfang gegeben ist, hat die Form ihren Zielzustand erreicht. Oder aber (um es mit Albert Einstein zu halten) so einfach wie möglich, aber nicht einfacher.
Wichtig ist dieser Punkt aber auch, um andererseits die gestalterische Komposition nicht zu überladen. Frei nach Albert Einstein wäre das dann so komplex wie nötig, aber nicht komplexer. Gutes Grafik-Design punktet hier mit Einfachheit, Klarheit und nachvollziehbarer Struktur. Es bedarf einiges an Übung, diesen Punkt zu erreichen und zu erkennen.
Allerdings: Der grafische Trend der letzten 10 Jahre hat vor allem bei Logogestaltung bzw. visuellen Auftritten generell diesen Anspruch des Minimalismus kultiviert; hier tritt nun das Phänomen zutage, dass Unternehmensauftritte und Markenidentitäten rein optisch gesehen mehr und mehr austauschbar werden; die visuelle Reduktion auf den funktionalen Kern greift hier auf oft ähnliche Elemente und Formen zurück. Einer der Mitbegründer der Form follows Function-Bewegung, der amerikanische Architekt Louis Sullivan, forderte daher keinen Verzicht auf Schmuck oder Ornamente, da zum Beispiel bei repräsentativen Bauten auch Zierrat ein funktionales Element sei. Auch Ästhetik und Symbolik selbst haben somit eine Funktion; für Sullivan sind der Mensch und Architektur (daher das Gestaltete) untrennbar miteinander verbunden: „So, wie du bist, so sind auch deine Gebäude.“
Visuelle Identität
Es liegt dann an der Stilistik des Grafik-Designers, hier noch rein verzierende Elemente dazuzugeben, die über die pure Form an sich hinausgehen. Hier betreten wir dann schrittweise das Gebiet der individuellen Identity, die dann letztendlich den grafischen Auftritt eines Unternehmens ausmacht – mehr dazu in anderen Beiträgen dieses Blogs. Generell gesprochen dienen diese Verzierungen der Funktion, die Unverwechselbarkeit des visuellen Auftritts zu gewährleisten. Unverwechselbarkeit bedeutet hier nicht unbedingt Einzigartigkeit, sondern vielmehr visuelle Finesse, daher die geübte grafische Handschrift des Gestalters, die dem Gezeigten noch individuelle Merkmale hinzufügt.